Dirtmasters Enduro Challenge 2021

Bild "Berichte:RCWBTheo2019_0.jpg"von Matti L.
Bericht vom Dirtmasters Enduro Challenge 2021 in Winterberg
Dieses Jahr sollte mit all den geplanten Rennen großartig werden, doch leider konnte aufgrund von Corona nur die Trail Trophy und das Dirtmasters Festival stattfinden. Als auf Racement.com dann das Enduro Rennen angekündigt und zur Anmeldung freigeschaltet wurde, zögerten wir natürlich nicht lange und meldeten uns an. Das Training der letzten Monate sollte nicht umsonst gewesen sein. Am Freitagmorgen traten Carsten und ich die Reise nach Winterberg an. Die Zeit im Auto verging wie im Flug und auf dem Campingplatz angekommen richteten wir uns erstmal ein. Anschließend schlenderten wir gemeinsam mit Antonia über das Festival und shoppten noch das ein oder andere Schnäppchen. Nachdem wir Frank und Theo getroffen haben, entschieden wir uns dafür noch einen kleinen Track Walk über die Prologstrecke zu machen. Die Strecke war schlammig und nass, es gab viele Wurzeln, enge Haarnadelkurven und Steine, aber das Terrain war sehr flach. Die Herausforderungen langen deutlich sichtbar auch an hängenden und ausgefahrenen Kurven denen immer wieder Tretpassagen folgten. Die Diskussionen über die Linienwahl sollten sich als müßig erweisen. Den Abend ließen wir im Fahrerlager mit spannenden Geschichten vom Downhillurgestein und Weltmeister Stephan Mangelsdorff, den Jungs vom Nordlichter MTB Racing Team und einigen Freund*innen ausklingen.
Der Samstag startete mit einem ausgiebigen Frühstück im warmen Wohnwagen. Gegen 11 Uhr starteten wir bei Sonne in das freie Training. Alle Strecken waren von der Rennleitung freigegeben worden. Zunächst erarbeiteten wir uns den noch sehr nassen und rutschigen Prolog, welcher im Rennen die Stage 6 sein würde. Die erste Abfahrt fuhren wir lehr langsam und testeten uns an die Bedingungen der Strecke heran. Unsere alten Rennhasen Frank und Carsten führten Theo und mich zielsicher durch die einzelnen Stages. Die Stages waren der Wahnsinn – eine besser als die andere. Obwohl sie relativ einfach gesteckt waren, wurden sie, je schneller man sie fuhr, immer anspruchsvoller (Einschätzung eines Rookies). Wir beendeten das Training im Trailpark mit einem fetten Grinsen auf der Prologstrecke, die mittlerweile zerfahren und rutschig war. Den ganzen Tag haben wir uns um die erste Stage gedrückt: Die Blackline. Wer sie kennt, weiß, dass diese Strecke kein Zuckerschlecken ist – erst recht nicht, wenn sie nass ist. Die Anstiege im Training waren knackig, aber der Anstieg auf den Liftberg vorbei an der Bobbahn zog sich und oben angekommen fuhren wir auch direkt auf den Zubringer zur Strecke. Die Blackline brachte mich nicht nur fahrtechnisch, sondern auch mental deutlich aus meiner Komfortzone heraus. Wir fuhren dieses Biest nur ein einziges Mal und beendeten dann das Training, um uns vor der Fahrerbesprechung und dem Prolog noch auszuruhen.
Die Blackline ließ mir keine Ruhe. Ich hatte noch keine Lösung für die wichtigen Schlüsselstellen gefunden und konnte nach dieser einen Abfahrt nicht einschätzen wie viel Geschwindigkeit ich an den Drops und Wurzelpassagen brauchte. Hier wären mehr Zeit und einige Abfahrten nötig gewesen, um Sicherheit zu bekommen.
Nach einer sehr kurzen Fahrer*innenbesprechung mit wenig nützlichen Informationen starteten wir erholt um 17 Uhr in den Prolog. Da wir zu den letzten Fahrern des Tages gehörten, war an der Strecke wenig los. Vor uns waren die Kids in den verschiedenen Altersklassen gestartet und auch die zahllosen Trainingsfahrten der anderen Fahrer*innen hatten die Strecke trocken gefahren. Grip war vorhanden und so wurde richtig durchgezogen. Der Prolog endete auf einer Wiese mit einem gewaltigen Zielsprint, der jegliche Reserven abverlangte. Theo machte unter uns vier den Prolog für sich aus. Richtig stark.

Sonntag: Raceday
Ich hatte so schlecht wie lange nicht geschlafen. Die erste Stage hatte mir keine Ruhe gelassen und dass so dringend benötigte Frühstück schmeckte nicht. Nicht mal der Kaffee half. Die lieben Zeltnachbarn waren morgens gegen zwei Uhr vom Festival heimgekehrt und der Meinung die Musik noch einmal richtig aufdrehen zu müssen. Ich wollte diese verdammte erste Stage einfach nur noch hinter mich bringen. Das Wetter wollte auch nicht so recht und passte zur Stimmung: 10 Grad und Nebel bei 100% Luftfeuchtigkeit.
Wir checkten ein letztes Mal die Räder und zogen die klammen Protektoren an. Auch Carsten steckte die letzte Nacht noch sichtlich in den Knochen. Dazu noch einen völlig aufgelösten Teambuddy, der absolut unstrukturiert in den Raceday startete. Eine Katastrophe. Nachdem wir uns sortiert hatten, fuhren wir zum Start, um dort Frank zu treffen der bereits Theo ins Rennen geschickt hatte. Langsam ließ meine Aufregung nach und ich kehrte in mich. Mit dem Startschuss um 10:15 Uhr wich der größte Teil meiner Sorgen und ich konzentrierte mich auf das was da kam. Den Berg hinauf zu kurbeln beruhigte mich und oben angekommen hatten wir am Zeitgatter noch etwas Wartezeit. Ich ging meine Strategie sowie meine Linechoice durch.
Mein Startschuss fiel. An der ersten Schlüsselstelle hakte es direkt, doch danach lief alles wie am Schnürchen. Bedacht und fokussiert meisterte ich die erste Stage und kurz nach mir schossen Frank und Carsten durchs Ziel, die deutlich schnellere Zeiten gefahren waren. Die Anspannung fiel von jetzt auf gleich ab und wich der puren Euphorie. Das Biest war bezwungen und mir war klar, dass der Rest ein riesen Spaß werden würde. Wir kurbelten zur zweiten Stage. Die Stimmung war nun ausgelassen und wir arbeiteten uns durch diese wunderbaren Trails. Weicher Waldboden, frische Wurzeln, Schlamm, felsiger Boden mit viel Grip, off camber und viele steile Höhenmeter zwischen den Stages. Ruck zuck hatten wir uns bis zur Stage 6 vorgearbeitet. Gegen 13 Uhr standen wir am Eingang der letzten Stage, wo wir nach einer kleinen Stärkung zum finalen Sprint ansetzten. Ein letztes Mal konzentrieren und alles geben, die Prologstrecke war eingebrannt und wurde erneut abgespult. Der Zielsprint zerrte an den brennenden Muskeln. Im Ziel dröhnte Turbo Negro – All my friends are dead. Sie hätten auch „all my legs are dead“ singen können.
Carsten und Frank rasten kurz nach mir über die Ziellinie. Stagezeiten wurden verglichen und der Teamsieger bekannt gegeben. Leider erfuhren wir dann, dass Theo wegen eines technischen Defektes nach der vierten Stage sein Rennen beenden musste. Er ist aber der Sieger der Herzen, denn er hatte uns alle im Prolog und den ersten beiden Stages um Längen geschlagen. Wir beendeten den Tag mit 21 km und guten 800 Höhenmetern.
Ein aufregendes Wochenende ging zu Ende. Nach einer kleinen Stärkung und einer heißen Dusche traten wir den Heimweg an. Spät am Abend erreichten wir wohlbehalten Lüneburg. Danke an alle die dabei waren, mitgefahren sind und angefeuert haben. Es war ein großartiges Wochenende.

Matti